Geisterfahrer by Michael Opoczynski

Geisterfahrer by Michael Opoczynski

Autor:Michael Opoczynski
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Benevento
veröffentlicht: 2019-02-15T00:00:00+00:00


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Anfang Juni. Van de Loo leidet und fasst einen Entschluss. Langes Gespräch mit Überraschungen. Fahrt durch Deutschland. Gespenster in der Nacht

Eschweiler, Tabak und van de Loo hatten sich sehr früh am Morgen in der Wollankstraße getroffen, direkt vor dem Laden der Gesellschaft.

Van de Loo hatte sich für seine Verhältnisse ungewöhnlich einfach angezogen. Das hieß also: Jeans, weißes Polo und Lederlaufschuhe im Look der Sechzigerjahre – für alles geeignet, nur nicht für irgendeinen Sport. Außerdem eine leichte braune Jacke, die er als Blouson bezeichnete, ein Wort, mit dem die Jüngeren nichts Rechtes anzufangen wussten. »Casual« nannte er sein Outfit. Passt zu ihm, dachte Tabak.

Dagegen waren Tabak und Eschweiler ganz normal angezogen, sommerlich, sportlich, mit richtigen Sneakern, was wiederum van de Loo ein bisschen unpassend fand. Da es bei der Gesellschaft jedoch keinen Dresscode gab, stiegen sie gut gelaunt und so unterschiedlich gekleidet, wie sie waren, in Eschweilers sogenannten Dienstwagen: ein Transporter, der auf den Seiten groß mit dem Logo seines Arbeitgebers beklebt war.

Mit diesem Fahrzeug drehte Eschweiler üblicherweise seine Servicerunden zu den Geldautomaten, aber nicht, um sie mit Geld zu füllen; das machten die mit den alarmgesicherten und funkkontrollierten Geldtransportern. Manchmal fuhr Eschweiler, wie er ihnen mitgeteilt hatte, auch zu Fortbildungsveranstaltungen in die Firmenzentrale in Paderborn. Sonst war er aber stets allein mit dem Transporter unterwegs und konnte nach Lust und Laune rauchen. Man roch es.

Jetzt saßen sie zu dritt vorne. Nebeneinander. Hinter ihnen war die blecherne Rückwand, dahinter das Abteil mit Ersatzteilen und Werkzeug. Van de Loo sah den vollen Aschenbecher und dachte: Wir müssen sparen, ja, ist mir schon klar. Aber das hier ist echt eine Zumutung! Wie soll ich das aushalten? 400 Kilometer!

Eschweiler freute sich auf die Fahrt. Tabak saß in der Mitte und schlief ein, sobald sie die Berliner Stadtgrenze erreicht hatten. Er konnte bei Fahrten immer gut schlafen, das machte ihn zu einem wohlgelittenen Mitfahrer.

400 Kilometer. Mit einem Transporter voll Technik im Laderaum. Mehr als vier Stunden Fahrt an einem heißen Tag in einer mäßig klimatisierten engen Kabine, in der der kalte Rauch etlicher f6 hing. Wenn der sich jetzt eine ansteckt, dachte van de Loo, fange ich an zu kotzen.

Das Fahrzeug rumpelte auf der Autobahn hart über jede Querfuge. Meist auf der rechten Spur im Schlepptau der Lastwagen. Als van de Loo dachte, er hielte es nicht mehr aus, erreichten sie ihr Ziel. Zurück, beschloss er, nehme ich die Bahn.



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